Einblicke in die Università degli Studi di Milano
Von Arta M.
Meine Reise führte mich nach Mailand, in die Hauptstadt der italienischen Region Lombardei. Dort hatte ich die Gelegenheit, für drei Wochen Kurse im Bereich der spanischen Fremdsprachendidaktik an der Università degli Studi di Milano zu beobachten. In dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit, unterschiedliche Aspekte des Unterrichtens und der Lehrmethoden näher kennenzulernen und dabei einige interessante Erkenntnisse zu gewinnen. Das Niveau der einzelnen Spanischkurse erstreckte sich über ein breites Spektrum von B1 bis C2, was mir als angehender Fremdsprachenlehrerin eine wertvolle Erfahrung versprach.
Abb. 1: Haupteingang der Università degli Studi di Milano (Arta M.)
Besonders im Bereich der Unterrichtsdidaktik zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Professorinnen. Manche setzten auf einen sehr frontalen Unterrichtsstil, während andere auf interaktivere Methoden setzten. Besonders von der letzten Methode habe ich sehr viel mitnehmen können, da sie die Studierenden aktiv in den Lernprozess einbezieht. In einem Kurs erlebte ich, wie die Studierenden gemeinsam eine Mindmap zum Thema „Graffiti“ ausgefüllt und währenddessen in der Fremdsprache über die Ideen diskutiert haben. Dies förderte nicht nur ihre Sprachkompetenz, sondern auch ihre Teamarbeit und Kreativität.
Die Beziehung zwischen den Professorinnen und den Studierenden an der Universität in Mailand war etwas, das mich besonders beeindruckt hat. Im Vergleich zu den Universitäten in Deutschland schien diese Beziehung enger und persönlicher zu sein. Besonders in kleinen Gruppen war der Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden deutlich spürbar. Es fiel auf, dass eine Professorin zu Beginn der Stunde immer fragte, wie es den Studierenden heute gehe. Dieses simple Interesse am Wohlbefinden der Studierenden schuf eine herzliche Atmosphäre und förderte das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Diese Professorin bemühte sich in besonderem Maße um ihre Studierenden. Sie setzte sich zum Ziel, die Namen aller Studierenden in ihrem Kurs zu lernen. Dies mag für einige selbstverständlich erscheinen, aber für diese Professorin war es eine bewusste Entscheidung. Sie erklärte, dass sie selbst während ihres Studiums keine positiven Erfahrungen mit Lehrenden gemacht hatte, die sich nicht die Mühe gemacht hatten, die Namen ihrer Studierenden zu merken. Dieses Erlebnis aus ihrer eigenen Studienzeit motivierte sie dazu, es anders zu machen und eine persönliche Verbindung zu ihren Studierenden aufzubauen. Dieser Ansatz zeigte, wie wichtig die zwischenmenschlichen Beziehungen im Bildungsbereich sind und wie sie das Lernumfeld positiv beeinflussen können. Besonders inspirierend war der Kontakt, den ich mit dieser Professorin knüpfen konnte. Ihre engagierte Art, den Unterricht interaktiv und ansprechend zu gestalten, hat mich nachhaltig beeinflusst. Wir tauschten Ideen über Lehrmethoden aus, redeten über ihren Unterricht, und sie bat mich auch um Feedback, da es ihr ein Anliegen war zu wissen, wie eine außenstehende Person den Unterricht wahrnimmt. Dieser persönliche Kontakt hat nicht nur meine fachlichen Fähigkeiten erweitert, sondern mir auch gezeigt, wie wichtig es ist, eine mentorähnliche Beziehung zu Kollegen:innen zu entwickeln und voneinander zu lernen.
Darüber hinaus wurde mir während meiner Zeit an der Università degli Studi di Milano klar, dass die Rolle als Lehrkraft weit mehr umfasst als das reine Vermitteln von Wissen. Die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern ist von entscheidender Bedeutung, ebenso wie die Art und Weise, wie das Wissen vermittelt wird. Es geht darum, nicht nur Informationen zu übertragen, sondern auch Kompetenzen zu fördern, die im Leben der Schülerinnen und Schüler Anwendung finden können.
Ein weiterer interessanter Aspekt war die Digitalisierung im Bildungsbereich. In den besuchten Kursen wurde ein gemeinsames Google Docs oder ein Padlet genutzt, um Unterrichtsmaterialien oder Ergebnisse einer Gruppenarbeit festzuhalten. Der Einsatz solcher Methoden bietet die Möglichkeit, den Unterricht interaktiver und zugänglicher zu gestalten. Persönlich kann ich mir folglich vorstellen, ähnliche Ansätze für bestimmte Aufgaben und Projekte in der Zukunft zu nutzen.
Außerdem wurde während meines Aufenthalts in Mailand die Bedeutung der kulturellen Vielfalt deutlich. Die Università degli Studi di Milano zieht Studierende aus der ganzen Welt an, und das spiegelt sich auch im Klassenzimmer wider. Dementsprechend empfinde ich es als besonders wichtig, interkulturelle Kompetenzen zu fördern und Studierende auf ein Leben in einer globalisierten Gesellschaft vorzubereiten. In diesem Zusammenhang stehen Lehrerinnen und Lehrer im Europa des 21. Jahrhunderts vor neuen Herausforderungen. Der Umgang mit Diversität und Inklusion ist von zentraler Bedeutung. Als angehende Fremdsprachenlehrerin sehe ich es als besonders wichtig an, dass Unterricht, der für alle in Europa offen sein soll, auch in der Fremdsprache gehalten wird, die beigebracht wird. Daher hat es mich überrascht zu erfahren, dass in Italien Spanischkurse auf einem sehr hohen Niveau (B2 und C1) teilweise auf Italienisch gehalten wurden. Im Gegensatz dazu wird in Heidelberg auf vergleichbarem Niveau komplett auf Spanisch unterrichtet. Hier zeigt sich ein Unterschied in der Herangehensweise: In Heidelberg wird ziemlich konsequent in der Fremdsprache unterrichtet, welche gelernt wird, während in Italien eine größere Flexibilität besteht.
Abb. 2: Hospitation im spanischen Fremdsprachenunterricht (Arta M.)
Im Nachhinein betrachtet, war es auch überraschend zu erfahren, dass Praktika an Schulen in Italien nicht gemacht werden können. Doch dank des ENTENTE 21-Praktikums haben italienische Studierende die Möglichkeit, in anderen Ländern Schulpraktika zu absolvieren, was ich für die Lehrerausbildung als sehr wichtig erachte, da es einem die Möglichkeit gibt, sich im Unterrichten auszuprobieren und erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Dieses internationale Praktikumsprogramm eröffnet den angehenden Lehrkräften die Chance, verschiedene Schulsysteme und pädagogische Ansätze kennenzulernen, was ihre eigene Entwicklung als Lehrende bereichert und ihnen hilft, flexibler und besser auf die Bedürfnisse ihrer zukünftigen Schülerinnen und Schüler einzugehen. Darüber hinaus fördert es den interkulturellen Austausch und trägt dazu bei, ein breiteres Verständnis für Bildungssysteme in verschiedenen Ländern zu entwickeln. Ein solches Programm sollte meiner Meinung nach in der Lehrerausbildung weltweit mehr Beachtung finden.
Insgesamt waren die Einblicke in die Università degli Studi di Milano äußerst lehrreich und inspirierend. Sie haben mir nicht nur wertvolle Erkenntnisse über die Vielfalt der Unterrichtsmethoden und die Rolle der Lehrkräfte vermittelt, sondern auch aufgezeigt, wie wichtig es ist, die Bildung an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Es gilt, Schülerinnen und Schüler nicht nur mit Wissen, sondern auch mit den Fähigkeiten auszustatten, die sie in einer globalisierten Welt benötigen.
Arta M., Universität Heidelberg
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Autor/in (30. Januar 2024). Einblicke in die Università degli Studi di Milano. Fokus Lehrerbildung. Abgerufen am 14. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/vpqu
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